Lieber Gast!

Wir sind uns natürlich darüber im klaren, daß bereits sehr viele ausführliche Beschreibungen und Reiseführer über unsere Stadt erschienen sind. Wir haben uns also nicht zum Ziel gesetzt, alles zu erzählen, sondern daß Sie als Andenken an die kurzen Spaziergänge, und eines einige Stunden oder einige Tage langen Aufenthaltes ein auch in der Westentasche Platz findendes Büchlein in die Hand bekommen, und wenn Sie es durchblättern, dann können Sie das Bild unserer Stadt, die Erinnerungen an die Spaziergänge, und jene Athmosphäre heraufbeschwören, die diese Stadt ausströmt und worauf die Bürger der Stadt Sopron mit Recht stolz sind. Nach dieser kurzen Einleitung blättern Sie bitte um und machen wir uns vor dem Büro von Locomotiv Tourist auf den Weg zur Entdeckung von Sopron!

Das Reisebüro Locomotiv Tourist befindet sich in der historischen Innenstadt von Sopron, an der Ecke von Új Gasse und Szt. György Gasse (Bild Nr. 1). Der Vorgänger dieses Hauses aus dem Mittelalter wurde bei dem Bombenangriff am 6. Dezember 1944 zerstört und im Laufe des Verbauens der Baulücke - 4,2 m unter dem Straßenniveau - sind die Überreste des Forums von Scarbantia aus der Römerzeit sowie der südliche Rand des Forums zum Vorschein gekommen. Hier befindet sich das unter der Verwaltung des Reisebüros stehende Museum Forum Scarbantiae. Die im zweistöckigen Innenraum des Büros und des Museums befindliche Säule deutet die Abdachhöhe der Gebäude des ehemaligen Forums an. Zwischen den auf der Straßenebene untergebrachten einigen originalen römischen Verkleidungsplatten ist die Aufschrift zu lesen: FORUM SCARBANTIAE. Über diese gelangt man in das Reisebüro. Auf der unteren Ebene wurden die dort befindlichen nummerierten und vermessenen Steine exakt an ihren ursprünglichen Platz zurückgelegt. Die Forumpflasterung, die Rinne und die Pferdestatuenbasen sind alle original. Die rekonstruierte korinthische Säule: Zusammenbau und Ergänzung der ursprünglichen Grundlage, des Stammes und des Säulenkopfes (Bild Nr. 2). Die portische Säulenreihe des Forums wird symbolisch durch Keramiksäulen veranschaulicht (Bild Nr. 3).

Nach Besichtigung des Museums beginnen wir mit unserem Spaziergang in der historischen Innenstadt von Sopron. Das heutige Gesicht der Innenstadt entstand nach der großen Brandkatastrophe von 1676. Wie in die mittelalterlichen Städte im allgemeinen, gelangte man auch in die Innenstadt von Sopron durch die Burgmauer unterbrechende Tore. Die Innenstadt von Sopron hatte ganz bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nur zwei Haupteingänge: Das Elõkapu (Vorderes Tor), durch das auch Sie zum Fõ tér (Hauptplatz) gelangen können (Bild Nr. 4). Bei genauer Beobachtung sind noch die Überreste der doppelten Zugbrücke zu sehen, die an das ehemalige Schutzsystem erinnern. Zum Haupteingang der befestigten Innenstadt - zum nach Norden gehenden Vorderen Tor - hat ein im Mittelalter üblicher enger, mehrmals gebrochener Mauergang geführt. Diesen hat der Burggraben in die Mitte genommen, das Tor, die Zugbrücken und die Wolfsgruben darauf behinderten den Feind am Eindringen. Bei den Toren standen bewaffnete Torwärter im Dienst. Der andere Haupteingang war das Hátsókapu (Hinteres Tor). Dadurch werden wir später den historischen Stadtkern verlassen.

Die erste Station unseres Spazierganges ist der Fõ tér (Hauptplatz). Er ist einer der schönsten Plätze Ungarns. Sein Grundriß hat sich seit dem 13. Jahrhundert kaum geändert. Der Blick des Beobachters wird förmlich angezogen vom Symbol unserer Stadt: vom Stadtturm, oder wie es alle nennen: Feuerturm (Bild Nr. 5), dessen unteres Drittel am Ende des 13. Jahrhunderts gebaut wurde. Sein Fundament befindet sich genau neben dem römischen Torturm. Der viereckige untere Teil stammt aus der Árpádenzeit. Von seinem loggienartig ausgebildeten Erker aus bietet sich bei schönem Wetter ein wunderbarer Ausblick auf die Stadt, auf die umliegenden Berge und auf den Neusiedlersee. Der deutsch-römische Reichsadler kam anläßlich des Landtages von 1681, am Namenstag des Kaisers Leopold auf die Turmspitze. An diesem Landtag wurde die dritte Ehefrau des Kaisers gekrönt. Schriftlich wird der Turm 1409 zum ersten Mal erwähnt (in vordern Thürn). Seine erste Darstellung stammt aus 1562. Dieser Turm bot Unterkunft auch dem Turmwächter, der über die Aufsicht und Signalisierung von Bränden hinaus auch die Aufgabe hatte, den sich nähernden Feind im Auge zu behalten. Er hatte auch ein Signal zu geben, wenn sich eine vornehme Herrschaft näherte, sowie wenn er die Ankunft eines fremden Weintransportes entdeckte.

Der Turmwächter und seine Gehilfen hatten vom Turmerker aus auch mit Musik gedient, und die am Anfang des 17. Jahrhunderts bereits vorhandene Turmuhr bedient. Anstatt des ursprünglichen großen, sich bogenförmig öffnenden Tores führt jetzt ein schmaler Fußgängerdurchgang unter dem Turm durch. Das ist das "Tor der Treue". Die Statuengruppe über seinem Gesims ist ein Werk von Zsigmond Kisfaludy Strobl: ein Geschenk der Nation an die treueste Stadt (1928). Auf dem Relief huldigen die Soproner Bürger vor Hungária. Die Statuengruppe erinert an die Volksabstimmung von 1921, als Sopron ungarisch blieb. Dicht an den Stadtturm gebaut steht das Rathaus (Fõ tér 1). 1896, zur Millenniumsfeier wurde es nach den Plänen von Móric und Károly Hinträger, in eklektischem Stil fertiggestellt. Das an seiner Stelle gestandene Gebäude wurde 1615 von Kristóf Lackner außen wie innen mit Gemälden und Aufschriften geschmückt. Nach der Brandkatastrophe von 1676 hat man mit der Renovierung des Hauses nur zögernd begonnen. Nach mehrmaligem Umbau hat man es zusammen mit den umliegenden kleinen Barockhäusern abgerissen.

Gegenüber dem Rathaus steht eines der schönsten Gebäude von Sopron, das Storno-Haus (Fõ tér 8) (Bild Nr. 6), wo König Matthias 1482-83 abgestiegen war. Das zweistöckige Renaissancegebäude erhielt 1720 seine heutige barocke Form und wurde im Laufe des späteren Umbaues mit feinen Rokokogezierden bereichert. Über seinem Tor weist das Wappen der Familie Festetics auf den früheren Besitzer des Hauses hin, von dem es 1872 die aus der Schweiz stammende Familie Storno gekauft hat. Ferenc Storno ließ sich 1845 in Sopron nieder und wurde bald zu einem der gefragtesten Restaurator der Stadt. Von ihm wurde die berühmte Storno-Sammlung gegründet, und er rettete damit viele, zum Verfall verurteilte Kunstgegenstände. Außer der Storno-Sammlung ist in diesem Haus auch die neuzeitige ortsgeschichtliche Ausstellung des Soproner Museums untergebracht.

Das Gebäude neben dem Storno-Haus ist das Lackner- oder Generalenhaus (Fõ tér 7), das der berühmte Bürgermeister von Sopron, Kristóf Lackner 1631 der Stadt vererbte. Das Haus hat seine heutige Form 1716 erhalten. Im Hofinneren, links neben der Burgmauer steht ein mittelalterlicher Wohnturm. Unter dem Balkon des Hauses befindet sich eine Lackner-Gedenktafel mit dem Portrait des ehemaligen Bürgermeisters, über dem Tor das Wappen von Kristóf Lackner sowie sein Leitsatz: "Fiat Voluntas Tua", Dein Wille geschehe. Kristóf Lackner hat das Amt des Bürgermeisters 14 Jahre lang bekleidet, und als vielseitiger Mensch auch Schuldramen geschrieben, die Soproner Gesellschaft der Wissenschaftler gegründet, viel für die Verschönerung der Stadt getan, das Rathaus renoviert, die Vorstädte mit einer Mauer umgeben lassen, und als hervorragender Diplomat die Stadt geschützt und bereichert. Sein Vermögen hinterließ er für gemeindienliche Zwecke.

Fabricius-Haus (Fõ tér 6). Dieses schöne, auch über gotische Teile verfügende Haus wurde 1806 vom aus Oberungarn stammenden András Fabricius gekauft. Im sich der Burgmauer anlehnenden hinteren, gotisch-renaissancen Flügel ist heute das Lapidarium und die archäologische Ausstellung des Soproner Museums aus der Römerzeit, während an der Straßenfrontseite eine Ausstellung von Möbeln aus dem 17-18. Jahrhundert zu sehen.

Das Komitatshaus (Fõ tér 5) wurde nach den Plänen von Vencel Hild zwischen 1829-34 gebaut; es ist ein mit Säulen geziertes klassizistisches Gebäude. Im hinteren Archivteil des Gebäudes ist eine /- möglicherweise im Land einzigartige -/ stadtgeschichtliche Ausstellung zu finden, die die originalen Dokumente der Stadt ab 1162 zeigt. Durch die Vorhalle und den Hof des Gebäudes spazierend ist das die Innenstadt umgebende einstige Burgmauersystem zu sehen.

Das Kossow-Haus (Fõ tér 4) ist ein typisches barockes Bürgerhaus. Man nennt es auch "Kleine Burg", zumal 1622 und 1625 - anläßlich des Landtages - Ferdinand II. und seine Gattin, 1625 Ferdinand III., 1681 Leopold I. hier abgestiegen sind. Hier hat sich im Winter 1684-85 Karl Lotharinger auf die Belagerung von Buda vorbereitet.

Das Gambrinus-Haus (Fõ tér 3) war bis zum Ende des 15. Jahrhunderts Rathaus, als Gabe von Zsigmond wurde es 1422 Stadteigentum. Das Haus trägt die Merkmale mehrerer Baustile, die sich aufeinanderlagernden Jahrhunderte andeutend. An der Fassade des Gebäudes sind Rokokoverzierungen, auf dem Hof die Spuren von mittelalterlichen Konsolen, im Toreingang gotische Sitznischen zu beobachten. Wenn man am Eisenzaun neben dem Haus hinunterschaut, sieht man die Reste der Bernsteinstraße aus der Römerzeit.

Das ursprünglich als Arkadenhaus hier gestandene Apotheken-Haus (Fõ tér 2) erhielt seine heutige Form 1850. Seinen Abriß hat 1525 Ludwig II. mit einem königlichen Verbotsbrief unter Berufung auf das einheitliche Bild des Platzes verhindert. Dieser Verbotsbrief - der im Archiv zu finden ist - ist das erste Denkmalschutzschreiben des Landes, ein Stolz der Soproner. Im Haus existierte zwischen 1642-1967 eine Apotheke, und heute ist es ein Apothekenmuseum. Sein Ausstellungsmaterial zeigt die Geschichte der Soproner Pharmazie.

Die Mitte des Platzes wird von einem der wertvollsten Werke der barocken Bildhauerkunst von Ungarn, von der Dreifaltigkeitssäule (Bild Nr. 7) dominiert. Die Gelübdesäule ließen Éva Katalin Késmárki Thököly und Jakob Löwenburg als Denkmal ihrer Rettung vor der großen Pestepidemie 1695-1701 errichten. Die Besonderheit liegt darin, daß bei dieser Säule in Mitteleuropa zum ersten Mal eine gedrechselte Säule bei einem Bildwerk auf öffentlichem Platz verwendet wurde. Auf dem hohen Sockel sind die knieenden Statuen der beiden Gründer zu sehen. Verlassen wir den Hauptplatz (Fõ tér) über die Templom utca (Kirchengasse), an deren Anfang die Benediktinerkirche / früher Franziskanerkirche / steht (Bild Nr. 8). Im Volksmund heißt sie einfach Geißkirche, denn nach der Überlieferung wurde sie aus dem Schatz gebaut, den eine Geiß herausgescharrt hatte. Die Grundlage für diese Sage ist die Abbildung der über dem Tor, und auch im Schiff dargestellte Wappenschild. Das Wappen gehörte der einstigen Geberfamilie Familie Gaissel. Henrik Gaissel hat sein Vermögen als Buße den Franziskanern vererbt. Die der Heiligen Jungfrau gewidmete Kirche hat ihre heutige Form Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts erhalten. Hier wurde fünfmal Landtag (1553, 1622, 1625, 1635, 1681) abgehalten, und dreimal war sie auch Schauplatz von Krönungen: 1622 und 1681 wurde hier die Königin und 1625 der König, Ferdinand III gekrönt. Baugeschichtlich ist sie das Produkt mehrerer Epochen. Ihr zierlicher, 43 m hoher Turm dürfte im 14. Jahrhundert gebaut worden sein, ihre Inneneinrichtung ist barock. Der Überlieferung nach soll von der geschnitzten Kanzel aus einst Johann Kapistran gepredigt haben. Zur Kirche gehört das ehemalige Franziskaner- oder Benediktinerkloster (Templom Gasse 1), eines der schönsten Denkmäler der Soproner Gotik. Im Gebäude befindet sich der Kapitelsaal, der einst Gebetsstätte, später Begräbniskapelle war. Nach dem Eintreten wird man von einem Treppenhaus mit Statuennischen empfangen. Das Fresko an der Decke wurde 1779 von Dorfmeister gemalt, und zeigt den heiligen Franz und die franziskaner Heiligen. Templom Gasse 2-4. In den beiden mächtigen Palasten der Familie Esterházy sind derzeit das Zentrale Bergbaumuseum (Templom u. 2) sowie die Forst-, Holzindustrie- und Vermessungsgeschichtliche Sammlung (Templom u. 4) untergebracht. Die Fenster des Gebäudes Templom Gasse 2 haben Steinrahmen, mit einem geraden Sturzgesims im Obergeschoß. Das Tor des Palastes ist - zwischen exakt gegliederten Halbsäulen - von einem auf toskanischen Pfeilern stützenden Korbbogen umrahmt, im Feld zwischen dem Gesims und dem Bogen sind Kriegszeichen zu sehen. Auf dem Giebelrest, zwischen liegenden Engeln sieht man das Esterházy-Wappen, darüber, in einer kleinen halbbogenförmigen Nische, das aus Stein gemeißelte Abbild der Gnadenstatue von Mariazell (Bild Nr. 9). Auf der Burgmauer hinter dem Haus steht ein klassizistisches Gartenhaus. Templom Gasse 4. Dieses Haus war 1921 Schauplatz eines namhaften Ereignisses. Hier hatten die Beauftragten der Ententemächte das Ergebnis der Volksabstimmung im Umkeis von Sopron festgestellt. Die einfache Fassade des Palastes ist gewissermaßen die Fortsetzung des anderen Esterházy-Palastes. Im Obergeschoß, in einer mit einem kleinen Geflecht umgebenen Nische hat man eine Madonna-Statue aus dem 17. Jahrhundert - ein Abbild des Gnadenbildes von Eisenstadt - untergebracht. (Auf dem linken Arm der Madonna ist das Kind zu sehen) (Bild Nr. 12).

Bezerédj-Kurie (Templom Gasse. 6) Ein schöner, geistreicher Barockpalast, die derzeitige Fassade stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Hier hatte Franz Liszt 1840 ein Hauskonzert gegeben, als die anwesenden Damen seine Handschuhe zerrissen hatten, um ein Andenken vom Komponisten zu haben.

Eines Blickes würdig ist noch das an der linken Seite stehende Schreiner-Haus, an dessen Fassade zur Templom-Gasse die bei der Kurutzenbelagerung von 1706 eingeschlagenen Kanonenkugeln untergebracht wurden.

Auf dem die Templom-Gasse in zwei Teile aufteilenden Plätzchen steht die evangelische Kirche. Die Kirche wurde nach dem Toleranzedikt von Joseph II. 1782-84 in frühklassizistischem Stil gebaut. Ihr 52 m hoher Turm ist achtzig Jahre später gebaut worden. Sie ist die größte Kirche von Sopron. An der Seitenmauer des zweistöckigen, palastartigen Gebäudes des neben der Kirche stehenden evangelischen Pfarrhauses (Templom u. 12) ist die Gedenktafel vom evangelischen Bischof und Dichter János Kis, dem Entdecker von Dániel Berzsenyi zu sehen. In diesem Haus ist die Soproner Sammlung des Evangelisches Landesmuseums untergebracht.

Auch die weiteren Häuser der Templom Gasse sind interessant, es hatten Ärzte, Dichter, Schriftsteller, Künstler, Seelsorger hier gewohnt. Z.B.: Templom Gasse 5 Das erste städtische Museum von Ungarn Templom u. 15 Hier ist der Soproner Klavierkünstler Viktor Altdörfer geboren. Templom u. 17 Evangelisches Pfarrhaus Templom u. 19 Hajnóczy-Haus. An der Wand verkündet eine Gedenktafel, daß der Rechtswissenschaftler József Hajnóczy hier wohnte.

Unseren Spaziergang setzen wir in der Fegyvertár Gasse fort. Das ist die der Burgmauer folgende kurze Gasse, die die Templom Gasse mit dem Orsolya Platz verbindet. Das Gebäude in der Fegyvertár Gasse 2-2/A war in den 1620er Jahren das städtische Arsenal. Von hier aus wurden jene ärmeren Bürger der Stadt bewaffnet, die keine entsprechenden Waffen für die Wache hatten. Nachdem ab dem 18. Jahrhundert die gelagerten, altmodischen Waffen ihre Bedeutung verloren hatten, wurden die hier gelagerten Waffen 1778 versteigert. Danach wurde das Haus bis 1857 als Schule benützt, dann hat es die Stadt zum Wohnhaus verkauft. Danach wurde es um 1860 mit romantischem Äußeren umgebaut. Aus dem Keller des Hauses Nr. 2/A sind Reste der römischen Bernsteinstraße zum Vorschein gekommen.

Greiner-Haus (Fegyvertár u. 3). Hier wurde 1695 die erste Poststation der Stadt von Pál Greiner eingerichtet, deren Familie drei Generationen hindurch die Postangelegenheiten von Sopron verwaltete. Dieses Recht hatte später Ferenc Széchényi von ihnen gekauft.

Nach einigen Schritten kommen wir auf dem ehemaligen Salzmarkt, auf dem heutigen Orsolya Platz (Ursuliner Platz) an. Die Ursulinerinnen ließen sich 1747 in Sopron nieder, und hatten nach den Plänen von Nándor Handler zwischen 1861-64 ihre heutige Kirche, Ordenshaus und Schule aufgebaut. Im ehemaligen Kloster im Haus Orsolya tér 2 ist die Römisch-Katholische Kirchenkunstsammlung untergebracht. Auf dem Hof des Ursulinerschulgebäudes wurden Reste des südlichen Tores aus der Römerzeit freigelegt.

Gegenüber dem Gebäude, an der Nordseite des Platzes steht das sog. Arkadenhaus, das im 16-17. Jahrhundert gebaut wurde. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man die Arkaden zugemauert, und sie sind erst nach den Bombenangriffen im 2. Weltkrieg wieder zum Vorschein gekommen. Im hier existierenden Ausstellungsgebäude des Soproner Museums findet auch die Landesmünzenbiennale statt.

Werfen wir einen Blick auf den in der Mitte des Platzes stehenden Marienbrunnen, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde und ursprünglich auf dem Hof des ehemaligen Franziskaner-, später Benediktinerklosters stand. Er ist in den 1930er Jahren an diesen Ort gekommen (Bild Nr. 13).

Vom Orsolya Platz können wir durch die neben dem Arkadenhaus beginnende Új utca (Neugasse) (Bild Nr. 14) zum Hauptplatz zurückkommen. Die Új utca ist - im Gegensatz zu ihrem Namen - eine der ältesten Gassen von Sopron. Vor 1440 hieß sie Judengasse, mit Hinweis darauf, daß in dieser Gasse (bis zu ihrem Vertrieb von 1526) vorwiegend Juden wohnten. Das Gebäude Új utca 22-24 ist die Mittelalterliche Altsynagoge. Dieses erste Gebetshaus der mittelalterlichen jüdischen Glaubensgemeinde dürfte zwischen 1300-1320 gebaut worden sein. Die Straßenfassade des Gebäudekomplexes bildet ein mit zwei Toren zusammengebautes, in Barockstil umgebautes Haus. Laut mittelalterlicher Gesetze durfte die Synagoge nicht in der Gassenlinie stehen. Jenseits des korbbögigen Tores steht links das "Haus des Juden Joseph". Auf dem Stockwerk des gotischen Gebäudes der Synagoge ist zwischen zwei kreisbögigen, schmalen Fenstern ein einfaches Rosenfenster mit Steingitter zu sehen. Rechts steht das Tor des ehemaligen Spitals, und gegenüber die Tür auf den Gang der mittelalterlichen Synagoge, wodurch der große Gebetssaal, die Frauensynagoge und das rituelle Bad zu erreichen sind. Ein gotisches Tor führt in den zwei Stockwerke hohen großen Saal. In der Mitte des Saales wurde das sechseckige Fundament des Thoralesetisches freigelegt. Beachtenswert ist noch die in die östliche Wand eingesenkte Bundeslade. Daran sind sogar noch originale Farbenspuren zu entdecken.

Das Gebäude Új utca 11 ist die Mittelalterliche Synagoge. Sie dürfte um 1370 als Privatsynagoge eines nach Sopron gezogenen Bankiers namens Izrael gebaut worden sein. Da die Juden 1526 aus Sopron vertrieben wurden, ist auch die ursprüngliche Bestimmung der Synagogen in Vergessenheit geraten.

Auf dem Hauptplatz angekommen, besichtigen wir noch die kurze Kolostor utca (Klostergasse) (Bild Nr. 15), wo eine fast original erhalten gebliebene barocke Häuserreihe bewundert werden kann! Die Kolostor utca wird mit diesem Namen zum ersten Mal 1379 erwähnt. Die westliche Seite der Gasse wird durch die Geißkirche sowie durch die hintere Mauer des Klosters abgeschlossen. Aus den Adelspalästen und Bürgerhäusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragt das charakteristische zweistöckige Barockgebäude des ehemaligen Zichy-Mesko-Palastes (Kolostor u. 11) heraus. Sein Erker mit zwei Doppelfenstern umfaßt die Stockwerke. Wunderschön ist das mit Grafwappen und Monogramm gezierte Schmiedeeisentor des Treppenhauses. Das Haus Kolostor Gasse 3 hat in den 1770er Jahren seine heutige Form erhalten. Sein Besitzer, Antal Starhemberg war ein hochrangiger Armeeoffizier. Sein Familienwappen ist über dem Haustor zu sehen. Kolostor Gasse 5. Das einstöckige Wohnhaus stammt noch aus dem Mittelalter, wurde aber nach der Brandkatastrophe von 1676 umgebaut. Seine Besonderheit ist der im 16. Jahrhundert errichtete, gestrichene Erker mit Renaissanceschmuck. Die historische Innenstadt können wir durch die - den Hauptplatz mit dem Hátsó kapu (Hinteres Tor) verbindende - Szent György Gasse verlassen.

Wichtigere Sehenswürdigkeiten:

Szent György Gasse 1. Neugebäude - ein aus dem Mittelalter stammendes riesiges, dreistöckiges, L-förmiges Wohngebäude im Zopfstil. Seine Fassade folgt der gebogenen Linie der Gasse. Auf dem Schriftband der gotischen Zierde auf seinem Hof ist die Jahreszahl 1491 zu lesen. Das Haus war bis 1755 Eigentum der Familie Fabricius, und wurde später von den Fürsten Festetics erworben. Das Haus Szent György Gasse 3 erhielt seine heutige Form Ende der 1770er Jahre. Hier existierte das Jesuitenkonvikt, später der Gasthof "Ungarische Krone".

Szent György Gasse 5, Propst-Haus. Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Barockgebäude wurde von Pál Esterházy dem Jesuitenorden geschenkt. Nach Auflösung des Ordens wurde es ab 1780 Wohnort des Propstes des Kapitels, und nach 1788 Eigentum von verschiedenen adeligen Familien. Am Abschlußstein seines auf toskanischen Halbpfeilern beruhenden Korbbogentores ist ein löwenähnliches, groteskes Maul zu sehen, darüber die Jahreszahl 1644 zu lesen.

Szent György Gasse 7, Kapitelhaus. Das palaisartige Barockgebäude ließ um 1650 István Vitnyédi, der Notar der Stadt Sopron, Anwalt und Vertrauter des Feldherren Miklós Zrínyi erbauen. Die wappenartig ausgebildete Steinplatte mit der Aufschrift Káptalan (Kapitel) über dem Torgesims zeigt ein ungarisches Gesicht mit großem Schnurrbart, und ein verzerrtes Gesicht mit ausgestreckter Zunge. Der Legende nach verspottet István Vitnyédi die Soproner so, die neidisch auf seinen luxuriösen Bau waren. Wegen des prunkvollen Palastes wurde ihm auch der Prozeß gemacht, und man hat ihm verboten, den verzierten Erker zu bauen. Später wurde das Vermögen von Vitnyédi beschlagnahmt, und das Haus wurde 1674 Eigentum der Jesuiten, und später, 1779, Besitz des Gesellschaftskapitels St.Georg.

Die die echte Charakteristik der Szent György Gasse darstellende, in Ungarn als Rarität geltende Reihe der hohen Häuser wird durch die eine bewegte Vergangenheit aufweisende St. Georg- oder mit anderem Namen Domkirche unterbrochen. Die St.Georg- oder "Dom"-Kirche ist ein im 17. Jahrhundert barockisiertes gotisches Bauwerk. 1398 stand an dieser stelle bereits eine Kapelle. Die Kirche gehörte vom letzten Drittel des 16. Jahrhunderts bis 1674 den Protestanten, dann den Jesuiten. An der Wandfläche über den gotischen Toren ist das Relief von St.Margarete und St.Georg zu sehen. Das Kircheninnere ist mit schönen Stucken geziert, deren Herstellung dem aus Dalmatien stammenden Soproner Pietro Antonio Conti zugeschrieben wird. Der Dom-Kirche schließt sich das zweistöckige Gebäude des ehemaligen Benediktinergymnasiums an (Szent György Gasse 9). Ein Schüler dieser Schule war auch Pál Kitaibel, der berühmte Naturwissenschaftler.

Gegenüber der Kirche steht ein Haus mit Barockfassade, das eine sehr interessante Geschichte hat: das sog. Eggenberg-Haus (Szent György Gasse 12). Über dem Tor ist das Wappen des brandenburgischen Kurfürsten zu sehen, auf der Etagenebene der Hofseite läuft eine Arkadenreihe herum, und gegenüber dem Tor ist eine Kanzel mit dem Wappen der Hohenzollern zu sehen (Bild Nr. 16). In der Geschichte der Soproner Evangelischen Kirche hatte Fürstin Eggenberg eine wichtige Mission, da ihr die Abhaltung von evangelischen Gottesdiensten erlaubt wurde, was mit Ausnahme des Lackner-Hauses sonst in der Stadt verboten war. So fanden die Gottesdienste zwischen 1674-76 auf diesem Hof statt. Das Haus Szent György Gasse 14 ist das evangelische Konventhaus. Sein derzeitiges Äußere erhielt es im 18. Jahrhundert. Das aus dem Mittelalter stammende einstöckige barocke Wohnhaus war Eigentum der Fürstin Eggenberg, der auch das Nachbarhaus gehörte. Szent György Gasse 16, Erdõdy-Palais. Das schönste Frührokokohaus der Stadt, das seine ursprüngliche Form fast vollständig beibehalten hat. In diesem Haus ist im Jahre 1710 Pál Széchényi, der Erzbischof von Kalocsa gestorben, der als Vermittler eine große politische Rolle gespielt hat. Auf der anderen Straßenseite (Haus Nr. 11) sehen wir das von seiner Erbauerin, der Kaufmannsfamilie Lenk benannte Mietshaus mit einer romantischen Fassade und mit drei Höfen, den Lenk-Durchgang, der die Szent György Gasse mit der Grabenrunde (Várkerület) verbindet.

Das zweistöckige barocke Wohnhaus (Szent György Gasse 13) ist das Kmetty-Haus. Sein Hof mit der auf toskanischen Säulen beruhenden Arkadenreihe ist sehr eindrucksvoll. Das Haus Szent György Gasse 22 ist das Sax-Haus, ein aus dem Mittelalter stammendes zweistöckiges Wohnhaus mit spätrenaissancer Fassade.

Gegenüber dem Sax-Haus öffnet sich das zweite Tor der ehemaligen Soproner Burg. An seiner Stelle entstand die kurze Gasse mit gebrochener Linienführung, das HÁTSÓKAPU (Hinteres Tor). Sein Torturm wurde 1821 abgerissen und auf die ursprünglichen Bestimmung weisen nur der Name und die Linienführung hin.

Bevor wir über das Hátsókapu die Innenstadt verlassen, werfen wir noch einen Blick auf das von der Patrizierfamilie Kramer 1648 umgebaute Wohnhaus, dessen Fassade in Renaissancestil errichtet wurde. Hier ist das Haus Hátsókapu 1, das erste Mietshaus der Stadt zu sehen. Gegenüber steht das einstöckige Barockwohnhaus mit Eckerker: das Caesar-Haus (Hátsókapu 2). Hier tagte 1681 das Oberhaus des ungarischen Landtages, und hier wurde Pál Esterházy zum Palatin gewählt. Das Haus wurde nach seinem letzten Besitzer, Dr. Gyula Caesar benannt. Im Gebäude wurde die ständige Ausstellung des großen Kunstmalers der Stadt, József Soproni Horváth untergebracht. Die Fassade der beiden letzten Häuser geht bereits auf die Grabenrunde. Im Haus Hátsókapu 8 existierte ein Gewürzgeschäft, von 1800 bis 1835 mit dem Namen Goldene Sonne, und von 1850 bis 1900 mit dem Namen Schwarzer Elefant. Das Haus Hátsókapu Gasse 3 ist das ehemalige Apothekenhaus. Bis 1866 exisitierte in diesem Haus die Apotheke zur Goldenen Krone. Die Fassade ist reichlich geziert, und an der Ecke der ersten Etage steht die Statue des St. Johann von Nepomuk. Das 1782 gebaute Haus Hátsókapu Gasse 4 wurde vom Uhrmachermeister Ferenc Zoller Sempronius-Haus benannt, an den imaginären Gründer der in der Römerzeit hier gestandenen Stadt erinnernd.


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