Die Strecke unseres die Stadt zeigenden zweiten Spazierganges ist nicht nur für die Fußgängergäste, sondern auch für diejenigen zu empfehlen, die mit PKW, eventuell mit Autobus gekommen sind. Unser Ausgangspunkt ist der Ógabona Platz, der auch Parkmöglichkeit für die LKW bietet.

Der Ógabona tér (Altgetreideplatz) ist seit dem Bau der Színház Gasse eher nur eine Gasse. Ab den 1440er Jahren war er Getreidemarkt. Ursprünglich gehörte er zum Schutzsystem der Burg. Die westliche Häuserreihe war außerhalb des Burggrabens bereits im Mittelalter errichtet. Am Tor des Hauses Nr. 44 ist die Jahreszahl 1658 zu lesen, über dem Tor des Hauses Nr. 34 steht 1676, und am Abschlußstein des halbbögigen Tores des Hauses Nr. 28 ist 1781 zu lesen. An der Seite des Eckhauses Nr. 8 stellt die Stadt dem Bürgermeister Kristóf Lackner ein Denkmal. An der Fassade des Hauses Nr. 32 erinnert eine Gedenktafel an den Komponisten Karl Goldmark.

Besuchen wir im Laufe unseres Spazierganges auch die mit dem Ógabona Platz parallel, etwas gebogen verlaufende Színház Gasse. Die meisten der hier stehenden Häuser wurden im 19. Jahrhundert an der Stelle des ehemaligen Burggrabens gebaut. Beachtenswert sind auf dem Hof des Hauses Nr. 31 die Brunnenstatue des Fischermädchens (Bild Nr. 17), und die Reliefs des stockwerhohen klassizistischen Wohnhauses Nr. 21. An dem im Zopstil gebauten Krafka-Haus Nr. 10 ist eine reiche Steinverzierung aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

Der Ógabona Platz und die Színház Gasse münden gleichermaßen in den Petõfi Platz. Einst stand der Pferdeschwemme genannte Teich hier. Die westliche Häuserreihe entstand in den 1700er Jahren, der östliche Teil später. Der Platz, in dessen Mitte die Statue von Sándor Petõfi steht, wird im Nord-Osten vom Gebäude des Petõfi-Theaters abgeschlossen. Das erste (in Ungarn zweite) Steintheater der Stadt stand an der Stelle des heutigen Széchenyi Gymnasiums (1759). Auf dem Platz hat man 1841 ein Theater in klassizistischem Stil errichtet, das 1909 nach den Plänen von István Medgyaszai in sezessionistischem Stil umgebaut wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten des Platzes: - An der Stelle der Grundschule stand das von Graf Károly Pejachevich errichtete ehemalige Städtische Kasino (Petõfi Platz 3). Hier fand 1820 das erste Konzert des 9jährigen, in unserem Komitat geborenen Franz Liszt statt. An das Ereignis erinnert eine Gedenktafel. - Im Haus Petõfi Platz 8 ist der Malersaal, einer der örtlichen Ausstellungsorte der bildenden Künste untergebracht. - Das in eklektischem Stil errichtete Bankhaus daneben wurde 1905 gebaut (Petõfi Platz 7). - Das einstöckige Wohnhaus des Pejachevich-Palais Petõfi Platz 5 hat 1800-1801 den Palatin József und seine Gattin beherbergt. - Das einstöckige Wohnhaus Petõfi Platz 6 mit Rokokofassade gehörte der Familie Festetics.

Unser Spaziergang führt danach durch die einstige Promenade der Stadt, durch den Széchenyi Platz. Vor uns steht das bronzene Standbild des Grafen István Széchenyi (Bild Nr. 18), ein Werk von Lajos Mátrai (1897). Am Anfang des vorigen Jahrhunderts war hier das südliche Ende der Stadt. An der Stelle des Platzes stand der Zwei-Bäcker-Teich, der erst 1828 trockengelegt wurde. Der Name stammt daher, daß man die gewichtverkürzenden Bäcker der Stadt hier gebadet hat. Nach seiner Trockenlegung begann der Ausbau des Platzes. Auf dem Platz harmonisieren die Gebäudeblöcke der verschiedenen Zeitalter sehr gut miteinander. Südöstlich ist die Dominikaner Kirche, westlich der Gebäudekomplex des Kulturhauses Franz Liszt zu sehen. Der Platz wird im Westen vom sog. Újhelyi-Haus abgeschlossen. An seiner Stelle stand früher das Postgebäude, vor ihm hat auch Sándor Petõfi als gemeiner Soldat Dienst geleistet. An der Fassade des Kulturhauses Franz Liszt ist von weit die Aufschrift "Magyar Mûvelõdés Háza" (Haus der Ungarischen Kultur) zu lesen. Das Gebäude wurde 1872 nach den Plänen von Lajos Wächter errichtet, an seiner Stelle stand einst eine riesige italienische Bastei. Das an der Südseite des Platzes stehende zweistöckige Gebäude ist das Evangelische Lyzeum. Das Gebäude ist durch die darin existierende Schule mit großer Vergangenheit berühmt. Unter anderen waren Dániel Berzsenyi und János Kis ihre Schüler. Die reiche Bibliothek wurde 1666 gegründet. Neben dem Lyzeum befindet sich der 1911-13 gebaute Postpalast; ein Soproner Baudenkmal der Sezession von hervorragender Schönheit. Über seinem Haupteingang steht das ungarische Wappen. Es lohnt sich, das Glasdach über der Aufnahmehalle und die Einrichtung in originellem sezessionistischem Stil zu beobachten.

Dominikaner-Kirche. Ein sehr schönes Werk des Spätbarockes. Sie wurde vom Dominikanerorden zwischen 1719-1725, ursprünglich ohne Türme gebaut, die erst 1775 fertiggestelt wurden.

Den östlichen Abschluß des Platzes bildet das Széchenyi-Palais. An der Stelle dieses Gebäudes standen einst drei Häuser. Das erste ist 1765, das zweite 1792 und das dritte 1810 in den Besitz der Familie Széchenyi gekommen. Seine heutige Form hat das Gebäude 1851 durch den Architekten Koch erhalten. Hier hatte Ferenc Széchenyi, der Vater von István Széchenyi, einen Teil seiner wertvollen Bücher-, Landkarten- und Münzsammlung aufbewahrt, welche Grundlage des Natonalmuseums bilden.

Wenn man den Széchenyi Platz in nördlicher Richtung links liegen läßt, kommt man zur Várkerület (Grabenrunde), zum Schauplatz des Handelslebens der heutigen Stadt. Ihre Häuserreihen stammen aus verschiedenen Zeitaltern: die äußere noch aus dem Mittelalter, aber die innere Reihe dürfte erst danach ausgebaut worden sein, nachdem die Burg ihre strategische Bedeutung verloren hatte, der Burggraben aufgeschüttet und seine Stelle verbaut worden war. Am Fuße der Burgmauer sind zunächst die Kaufleute erschienen. In ihren Zelten, ihren Holzbuden haben sie die Artikel weiter Regionen verkauft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte man mit dem Bau der Steinhäuser begonnen. Die wohlhabenderen Kaufleute konnten sich größere, während die ärmeren nur kleinere Häuser bauen. Die Grundfläche des kleinsten Hauses erreicht nicht einmal 1 Quadratklafter. Die ständige Bautätigkeit hat das ursprüngliche Gesamtbild zerstört. Die Grabenrunde kann man in verschiedene Teile aufteilen, deren Namen gleichzeitig auf die einst dort praktizierte Haupttätigkeit hinweisen. Vom Széchenyi Platz bis zur Ötvös Gasse reicht der Heumarkt, von der Ötvös Gasse bis zur Ikvahíd die Schenkenzeile, von der Ikvahíd bis zum Festetics major die Schmiedezeile. Die Aufzählung sämtlicher Denkmalgebäude der Grabenrunde ist aus Platzgründen nicht möglich. Unsere Auslese mag vielleicht etwas willkürlich sein, aber auf die wichtigsten wird eingegangen. Unser Weg führt zunächst durch den ehemaligen Heumarkt. Das an der Ecke des Széchenyi Platzes stehende zweistöckige Gebäude in romantischem Stil ist heute ein Internat für Mittelschüler. Über seinem reich verzierten Tor ist ein Steingittererker, darunter das große Doppelwappen der Familien Augusztinetz und Szürnyeghi-Horváth. An der Ecke des zweistöckigen klassizistischen Wohnhauses Várkerület 79 ist ein steinerner Löwe, das Aushängeschild des ehemaligen Gewürzgeschäftes Goldener Löwe zu sehen. Prominenter Gast des ehemaligen Gasthofes zum Goldenen Hirsch war Johann Strauß. An seiner Stelle steht das 1892 gebaute Hotel Pannonia (heute Pannónia Med Hotel) (Várkerület 75). Daneben stand das frühere Gasthaus Ungarischer König, das 1595 mit dem Namen Zum Roten Ochsen erwähnt wird (Várkerület 73). Nach dem auf der anderen Seite befindlichen Lenk-Durchgang vertieft sich das Geländeebene am Gehsteig bis zum Fuße der Burgmauer. Hier ist in seiner ursprünglichen Höhe das 1614 entstandene große Rondell (Bild Nr. 19) zu sehen. Hinter der Betonmauer sind römische Mauern aus dem 3. Jahrhundert zu sehen. Várkerület 67. Das einstöckige spätgotische sog. Füredi-Haus war der Palast der Familie Cziráky. Namensgeber war der Arzt Sándor Füredi, der das Gebäude um 1910 vom Großhändler Péter Hofer gekauft hat. Várkerület 63. Das Wohngebäude mit klassizistischer Fassade wurde nach den Plänen von Jakab Handler 1816 gebaut. Seine Fenster mit Steinrahmen sind glatt, unter seinem Gesims ist reiche Pflanzenverzierung zu sehen. Várkerület 55. Früher Gasthaus Zum Weißen Rößl. Das mittelalterliche Denkmäler beinhaltende Wohngebäude wurde öfters umgebaut. An seiner Wand verkündet eine Gedenktafel, daß der Dichter und Feldherr Miklós Zrínyi hier gastierte (1644). Várkerület 51. In dem heutigen, mit romantischen Elementen gezierten einstöckigen Haus mit klassizistischer Fassade existierte bis Anfang des 19. Jahrhunderts der Gasthof Zum Goldenen Engel. Hier stieg 1770 als Thronfolger Joseph II. ab.

Vis á vis von der Mündung der Ikvahíd steht die 1745 aufgestellte Mariensäule (Bild Nr. 20). Zu ihrem Sockel - aus dem auf einer korinthischen Säule die Statue der Heiligen Maria emporragt - führen 8 Treppen. An dieser Stelle stand einst die Marienkirche. Diese hat man bei der Belagerung von Kõszeg - aus Angst, daß die Kirche bei der Belagerung der Stadt benützt werden könnte - abgerissen. Bis zur Aufstellung der Säule stand hier der Pranger der Stadt.

Fas alle Häuser der Schmiedezeile sind Denkmäler. Von hervorragender Bedeutung ist das Apothekenhaus in Várkerület 29, wo seit 1724 die Apotheke Zum Goldenen Löwen existiert. Ihr Vorgänger wurde mit dem Namen Zum Goldenen Adler im 17. Jahrhundert gegründet. Ihre heutige Einrichtung stammt aus den 1880er Jahren. Die Verzierung der Fassade ist eine Majolika aus der Fabrik Zsolnay von Pécs. Várkerület 25 ist das einstöckige, reich verzierte Haus des katholischen Konvents. Das auf dem Hof des Hauses zu sehende Fresko wird István Dorfmeister zugeschrieben. Várkerület 19. Das Siess-Haus oder Badehaus stand auch schon im Mittelalter. Es ist ein reich verziertes Rokokogebäude. Hier existierte vom Mittelalter bis 1830 das Bad der Franziskaner, später das der Stadt. Ab dem Reformzeitalter war das Bad in der Kossuth Lajos Gasse, an der Stelle der ersten Dampfmühle von Ungarn. Várkerület 13, Pócza-Haus. Seine heutige Form erhielt das Haus in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Umbau eines früheren ebenerdigen Hauses. Várkerület 7, Rejpál-Haus (Bild Nr. 21). Das Haus wurde im Zeitalter der späten Gotik gebaut und erhielt Anfang des 17. Jahrhunderts Renaissancecharakter. Sein schönes, mit Sonnenstrahlen verziertes Tor stammt aus dem 18. Jahrhundert. Am Ende der Grabenrunde zum Ógabona Platz hin ist ein enger, kurzer Durchgang zu finden, das ist der Festõköz (Malerdurchgang) (Bild Nr. 22). Der Durchgang führt zum Bach Ikva. In dieser gegend wohnten die berühmten Meister von Sopron, die Tuchscherer, die Blaufärber und die Gerber. Der Name des Durchganges weist auf die Anwesenheit der Blaufärber hin. Am Ufer des Baches Ikva stand bis 1905 das Haus der Malerzunft.

Am Ende unseres zweiten Spazierganges kommen wir wieder am Ógabona Platz an.


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